Kästners Kindheit in Dresden

Schüleraufsatz von Luise, Tosca, Carla und Julia aus der Klasse 4a im Mai 2002 nach unserer Exkursion nach Dresden:

Erich Kästner wurde 1899 in Dresden in der Königsbrücker Straße 66, im 4. Stock, geboren. Damals war es so üblich, dass die Kinder zu Hause geboren wurden. Er kam am 23. Februar morgens 4 Uhr auf die Welt. Die Königs-
brücker Straße verläuft in der Neustadt und führt zum Albertplatz. Später zog die Familie in die Königsbrücker Straße 48, in der Erich seine Kindheit verbrachte. Seine Eltern zogen dann noch mal um, in die Königsbrücker Straße 38. Alle drei Häuser sind heute noch erhalten.
Erichs Mutter war Friseuse und sein Vater in Lippolds Kofferfabrik Sattler-
meister. Kästners waren sehr arm, deshalb mussten sie einen Teil ihrer Wohnung an Lehrer vermieten. Mit fünf Jahren wurde er das jüngste Mitglied im Turnverein zu Neu- und Antonstadt an der Alaunstraße und das kam so: Erich Kästner bettelte und bettelte, denn er wollte unbedingt turnen. Doch seine Mutter sagte immer: "Nein." Ein halbes Jahr vor seinem sechsten Geburtstag konnte es seine Mutter nicht mehr aushalten. Sie ging mit ihm zum Turnverein. Da sprang der Erich in die Grätsche und turnte etwas vor. Dann wurde er endlich aufgenommen. Heute sieht man an der Stelle, wo die Turnhalle stand, eine Scheune.
Da seine Mutter viel zu tun hatte, musste Erich gelegentlich Einkäufe erledigen. Einmal kam er vom Einkaufen zurück und wollte seiner Mutter eine Freude machen, in dem er ihr Blumen vom Blumenladen Stammnitz in der Louisenstraße holte. Als er das Haus betrat, war zu seinem Pech die Putzfrau da. Diese hatte einen Eimer Wasser abgestellt, der so ungünstig stand, dass Erich darüber fiel und, da er sich nicht hatte abstützen können, sich fast die Zunge durchbiß. Trotzdem ging er in die Schule, obwohl der Arzt Herr Zimmermann es ihm verboten hatte.
Erich holte das Brot für die Familie immer von der Feinbäckerei Rißmann. Selbst als er schon nicht mehr in Dresden wohnte, ging er bei Besuchen in seiner Heimatstadt immer in diesem Bäckerladen vorbei.
Erich Kästner wurde in der Dreikönigskirche getauft und konfirmiert. Vor der Kirche steht der Rebekkabrunnen. Erich wurde in die 4. Bürgerschule in der Tieckstraße eingeschult. Erichs Vater stellte für ihn einen schönen Schul-
ranzen her. Sein Klassenlehrer war der Herr Bremser. Am ersten Schultag bekam er eine riesige Zuckertüte. Er wollte sie einer Bäckerin zeigen. Plötzlich raschelte es unter ihm. Er sah, dass er bis zu den Knien in einem Berg von Süßigkeiten stand. Alle bekamen einen Schreck und schrien vor Entsetzen.
Erich war viel mit Lehrern zusammen. Deshalb hatte er den Wunsch, später einmal Lehrer zu werden. Als er jedoch selber mal am Lehrerpult stand, merkte er, dass es nichts für ihn war: "Ich war kein Lehrer, sondern ein Lerner".*
Erich Kästner hatte auch einen Onkel. Der war Millionär. Er hatte die Villa Augustin am Albertplatz. Wenn Erich aus der Schule nach Hause ging, setzte er sich immer auf die Mauer und schaute dem Treiben auf dem Albertplatz zu. Erich hatte sehr großen Ehrgeiz. Da die Familie sehr wenig Geld hatte, war es für ihn sehr deprimierend, wenn er das Geld seines Onkels in einem Koffer zur Bank schaffen musste. Heute steht an der Stelle ein Denkmal von Erich Kästner. Auch steht auf dem Albertplatz ein zweites Denkmal. Dieses ist so hoch wie Erich selber war, nämlich 1,68 m. Auf dem Denkmalsockel liegen all seine Bücher auf einem Stapel, ein Bleistift und eine Tasse. Obenauf liegt ein Hut, der die Größe symbolisiert. Das Denkmal steht vor dem Cafe Kästner. Mit 52 Jahren schrieb er das Buch "Als ich ein kleiner Junge war". Während des Krieges verbrannte man seine Bücher und gab ihm Schreibverbot. Doch heute sind seine Bücher in aller Welt berühmt. Erich Kästner starb 1974 mit 75 Jahren in München.

* Zitat aus "Als ich ein kleiner Junge war"; Atrium Verlag, Zürich

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