Erich Kästner in Leipzig

1919 - 1927
Erich Kästner schreibt sich im Wintersemester 1919 an der Leipziger Universität zum Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft ein.
Das Goldene Stipendium der Stadt Dresden ermöglicht Kästner das Studium, verpflichtet ihn allerdings zum Studieren an einer sächsischen Universität. Da für den geistlich wissenschaftlich orientierten Abiturient die Technische Universität in Dresden nicht in Frage kommt, entscheidet er sich für ein Studium in Leipzig.
Im Herbst 1919 bezieht Erich Kästner ein möbliertes preisgünstiges Zimmer bei einem Schriftsetzer in der Senefelderstr. 3 im Buchdruck-
viertel (heute Grafisches Viertel).
1920 werden erste literarische Artikel im "Sächsischen Volksblatt" von ihm veröffentlicht.
Zur Finanzierung des Studiums arbeitet er zusätzlich. Er schreibt als "Werkstudent" Adressen fürs Messeamt und hilft während der Messe an den Ständen ausländischer Aussteller aus. In der Nacht studiert er dann.
Kästner studiert 1921 im Sommersemester in Rostock und ab dem Wintersemester in Berlin.
1922 kehrt er nach Leipzig zurück. Er erhält eine Redakteursstelle am Zeitungswissenschaftlichen Institut in Leipzig. Für Leipziger Tageszeitungen schreibt er Theaterkritiken und anderer Beiträge.
In "Dichtungen Leipziger Studenten zur Weihnachtszeit" werden von Kästner drei Gedichte veröffentlicht.
Am 7.2.1923 erscheint sein erster Beitrag "Max und sein Frack" im "Leipziger Tageblatt". Er erhält eine Anstellung bei der Zeitung, die von der Leipziger Verlagsdruckerei GmbH in der Johannisgasse 8 herausgegeben wird, für 250 Mark Monatsgehalt. Zusätzlich belegt er das Fach Zeitungskunde an der Universität.
Zu dieser Zeit wohnt er in Czermaks Garten 7, zweite Etage, bei der Postassistentenwitwe Therese Erler.
Im Oktober 1924 beendet er sein Studium.
Kästner schreibt an seiner Doktorarbeit. Am 25.5.1925 reicht er seine Dissertation ein. Die Gutachten darüber fallen positiv aus. Ab 4.8.1925 darf er nach erfolgreicher Promotion den durch die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig vergebenen "Doktor der Philosophie" tragen. Kästners Dissertation ist im Jahre 1925 die einzige der Philosophische Fakultät mit Note EINS.
Kästner findet Anstellung bei der "Neuen Leipziger Tageszeitung". Man schätzt sein umsichtiges Arbeiten: Er geht abends in die Oper, schreibt nachts die Rezension dazu, damit diese am nächsten Morgen in der Zeitung stehen konnte.
Im Januar 1926 bezieht er im Haus Hohe Straße 51, 3. Stock. rechts bei Dr. Hübler zwei Zimmer.
Er sitzt oft im Cafe Felsche auf dem Augustusplatz und im Cafe "Merkur" am Dittrichring 5 und schreibt an seinen Artikeln.
Kästner wird Kulturredakteur der "Neuen Leipziger Tageszeitung" und später politischer Redakteur.
Er schreibt zahlreiche Gedichte, Theater- und Buchrezensionen, Erzählungen, Aphorismen, politische Glossen und Leitartikel. Die Texte verfasst er mit unterschiedlicher Stimme, je nachdem ob es ein Auftragstext oder ein frei entstandener Text ist, für wen er schreibt und wo es veröffentlicht wird.
1927 erhält Kästner seine Kündigung bzw. Entlassung durch den Chefredakteur der "Neuen Leipziger Tageszeitung".
Er arbeitet freiberuflich unter Pseudonym für verschiedene Zeitungen weiter.
(400 Artikel von Erich Kästner sind in Zeitungen der Jahre 1923 - 27 inzwischen gefunden und gesichtet wurden. Einige dieser Artikel sind von Kästner unter dem Pseudonym "Philipp Seidelbast", "Peter Flint" oder "Casanova" veröffentlicht wurden.)
1927 zieht Erich Kästner nach Berlin.
Die 1928 erschienene Gedichtsammlung "Herz auf Taille" enthält Gedichte, die in Erich Kästners Leipziger Zeit entstanden sind.

zurück zu Erich Kästner in Leipzig